Nr. 48 - Von Wellen, Wind und mentaler Stärke: Abenteuer Segelreise und Persönlichkeitsentwicklung
Shownotes
In dieser Episode von „Kehrwasser – der Perspektivwechsel Podcast für deine mentale Stärke und körperliche Fitness“ erzählt uns mein Gast, Judith, von ihrer abenteuerlichen Atlantiküberquerung auf einem Segelboot. Wie meistert man enge Räume, wenig Schlaf und unerwartete Herausforderungen? Und was kann man daraus für den Alltag lernen? Erfahre, wie das Verlassen der Komfortzone deine mentale Stärke und Zufriedenheit steigern kann – mit beeindruckenden Einblicken in die Kraft der Natur und wertvollen Tipps für mehr Resilienz im Leben!
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Der Perspektivwechsel-Podcast für mentale Stärke und körperliche Fitness. Persönlichkeitsentwicklung für mehr Klarheit, mehr Energie und mehr Zufriedenheit.
Transkript anzeigen
21 Tage auf hoher See mit einem Katamaran. Warum man so etwas macht und welche Herausforderungen einem dort begegnen, das erfährst du in dieser Folge. Hallo zu einer neuen Folge Kehrwasser, der Perspektivwechsel-Podcast für deine mentale Stärke und körperliche Fitness.
Und heute habe ich einen Gast bei mir im Studio und zwar eine alte Schulfreundin, die Judith. Und ich freue mich sehr, dass Judith heute die Zeit für mich gefunden hat. Hallo Judith, grüß dich, schön, dass du heute Gast bei mir bist.
Danke Timo, vielen Dank für die Einladung, ich bin total gespannt. Ja, ich auch, denn ich habe Judith, also ich glaube vor einem Jahr haben wir uns in München mal kurz getroffen, ein kurzes Intermezzo und dann warst du schon wieder weg aus München. Und dann habe ich dich aber weiter auf LinkedIn verfolgt und dort habe ich einen Post gesehen, wo du geschrieben hast, dass du als Erstgeborene immer wieder Herausforderungen ausgesetzt warst und dich immer wieder Herausforderungen stellen musstest und dich jetzt eben einer besonderen Herausforderung gestellt hast und zwar 21 Tage lang auf hoher See mit einem Katamaran.
Judith, warum? Warum, das ist ehrlicherweise eine gute Frage. Du bist auch nicht der Erste, der mich genau das gefragt hat, wie man sich vorstellen kann, weil ich ja kein Segelprofi bin. Ich bin auch kein Experte mit Transatlantik-Überquerungen und ehrlicherweise muss ich sagen, rührt das alles daher, dass ich mir immer wieder Challenges für mich selber, also nicht nur beruflich, nicht nur sportlich und auch außergewöhnliche Sachen aussuche und zurechtlege, die einfach mich fordern, meine Komfortzone zu verlassen.
Und deshalb war die Transatlantik ein Jahr lang in meinem Kopf. Ich habe mich darauf vorbereitet, habe Scheine gemacht, habe Navigieren gelernt, wir hatten das wirklich mit so einem Zirkel und habe das alles bestanden und habe dann auch die praktische Übung gemacht beziehungsweise die Prüfung und dann habe ich mich dazu angemeldet und dann ging es los, also hoppla hopp, ehrlicherweise. Und wie bist du denn überhaupt darauf gekommen, dass du so etwas machen möchtest? Hast du das irgendwo gesehen und gesagt, okay, das ist genau das, was ich jetzt als Herausforderung brauche oder warum so etwas? Du hättest ja auch dir was anderes aussuchen können.
Ja, bei den Challenges, die ich mir aussuche auf meinen Planen, ist es immer etwas, was ich eigentlich nicht kann und was mich selber fordert, auch nochmal neue Gebiete zu erkunden. Also Navigieren hatte ich überhaupt keinen Plan von. Schiffsregen hatte ich überhaupt keinen Plan von.
Und das hat mich ehrlicherweise so interessiert, dass ich gesagt habe, okay, ich mache den Schein, gehe da rein und dann, was ist das Größte, was man machen kann und was ist, glaube ich, auch so das, wo einfach super viele schöne Momente damit verbunden sind. Also natürlich habe ich viele Reportagen gesehen und natürlich gibt es auch viel krassere Sachen, dass die Leute irgendwie alleine den Transatlantik überqueren. Aber all das, was die berichtet haben, war immer schon, dass man mitgehört hat, dass mitgeschwungen ist, dass es eine mentale Stärke braucht und dass es auch ganz viele tolle Momente einfach mit sich zieht.
Und das hat mich gecatcht, dann habe ich das gemacht. Und jetzt diese Herausforderung war ja jetzt erst mal am Anfang, sozusagen das alles zu lernen, vor allem auf dem Katamaran selber. Es gab sicherlich auch noch mehrere Herausforderungen.
Da werden wir gleich bestimmt noch etwas von dir dazu hören. Das Ganze aneignen, ich meine, du bist, ich weiß, dass du auch berufstätig bist. Und also einmal weiß ich, dass sehr viele sich eh schon schwer tun und Angst davor haben, aus ihrer Komfortzone herauszukommen.
Und ja, das nebenbei jetzt auch noch zu, was jetzt erst einmal unnötig ist, so diese Komfortzone in der Form zu verlassen, dass sich damit viele schwer tun, dann eh schon mit so etwas Angst haben, so komplett ins Ungewisse reinzugehen. Das heißt, was mich interessieren würde, ist, wie hast du das alles so nebenbei gemanagt? Weil ich sage immer, Zeitmanagement ist ein Prioritätenmanagement. Das heißt, da verschieben sich ja dann wahrscheinlich auch die Prioritäten ein bisschen.
Und was erhoffst du dir? Oder vielleicht nicht, was erhoffst du dir, aber welche Erfahrungen machst du dadurch, wenn du dich immer solchen Herausforderungen stellst? Willst du daraus wachsen? Willst du daraus irgendwas für dich noch mitnehmen? Soll es einfach ein Abenteuer sein? Ja, also erst einmal so wie dieses Zeitmanagement, wenn so etwas Großes ansteht. Und dann eben, hast du etwas, wo du damit rausgehen möchtest? Also ich glaube, zu diesem Zeitmanagement, natürlich bleiben dann andere Sachen auf der Strecke. Man kann dann vielleicht nicht mehr so viel Sport machen oder man hat dann nicht mehr so Zeit für andere Hobbys.
Aber ich denke mir, und das war für mich auch, ich bin einfach so neugierig gewesen, es hat mir auch so viel Spaß gemacht. Natürlich waren auch Momente dabei, wo ich gedacht habe, oh mein Gott, ich schmeiße diesen Zirkel jetzt sonst wohin. Aber ehrlicherweise hat mir das so viel Spaß gemacht, dass es auch in meinem Kopf relativ schnell Klick gemacht hat.
Wenn du so eine Begeisterung für was hast und was unbedingt willst, dann fällt dir das auch nicht schwer. Und natürlich sitzt du dann da und hast so eine App, wo du noch unterstützend hast, um diese ganzen Tests durchzugehen, weil du weißt ja nicht, was für Fragen oben kommen, wie in der Fahrprüfung auch, dass du alle Fragen durchmachen musst. Aber ganz ehrlich, ich glaube, wenn du genug Antrieb und genug Ehrgeiz dafür hast, dann ist das easy machbar.
Und für mich die Komfortzone zu verlassen, das ist ehrlicherweise das, wo für mich das Leben auch ausmacht. Wenn ich das nicht mache und da nicht an mir selber wachse, dann, also das ist so mein absoluter Antrieb. Das jedes Mal, jede Challenge, die ich mache, die gibt mir noch so viel mehr für meine mentale Stärke oder so viel mehr für mich, woran ich wachse.
Für mich ist das so das Lebenselixier. Okay, schön. Jetzt sagst du eben, man kann das natürlich alleine auch machen.
Ich höre daraus und ich weiß ja auch vom Lesen, dass es eben mit, glaube ich, sechs weiteren Personen an Bord war. So, sechs Menschen auf engstem Raum. Ihr kanntet ihr euch oder kanntet ihr euch nicht? Nein, wir kannten uns nicht.
Okay. Ja, also ich meine, das ist ja natürlich dann auch nochmal eine zusätzliche Challenge zu dem, was, ja, also dass das eh etwas Ungewisses ist, dass du noch nicht so weißt, was genau auf dich da zukommt. Weißt auch nicht, wer genau auf dich zukommt, außer dass alle so das gleiche Ziel haben.
Was gab es für Herausforderungen an Bord? Also ich glaube, also ich bin da schon auch realistisch reingegangen. Ich wusste auch, dass es natürlich auch ein gefährliches Abenteuer ist und dass das nicht zu unterschätzen ist, weil natürlich auch super viel da passieren kann. Und ganz ehrlich, auch in Transatlantik, wenn da was passiert, dann wird es halt schon mal schnell auch gefährlich.
Und ich glaube, an Bord zu gehen, erst mal mit sechs Personen, die du nicht kennst, die alle aus einem anderen Situation zu Hause sind, die einen anderen Background haben, eine andere Lebenssituation, das ist schon mal eine Herausforderung. Die haben alle einen anderen Alltag, den die normalerweise verfolgen, andere Essensgewohnheiten, da fängt es ja schon an. Und auch andere Macken.
Und das ist super interessant, da muss man sich erst mal auf dieses soziale Experiment einlassen, vor allem auf so einen kleinsten, engsten Raum. Du hast ja quasi fast gar keine Privatsphäre. Das ist schon auch eine Herausforderung, wo du wirklich super tolerant sein musst und da auch einfach offen für sein musst.
Aber auf der anderen Seite muss man auch sagen, klar ist das eine Herausforderung und ist das auch ein Stresslevel. Auf der anderen Seite kannst du unglaublich schöne Gespräche führen. Du hast einfach super viel Zeit, das muss man natürlich sagen.
Also du springst ja wirklich fast 24 Stunden miteinander. Du hast ja auch die Shiften, die du zusammen machen musst. Und du hast einfach unglaublich viel Zeit und da kannst du dich unglaublich austauschen über verschiedene Dinge, die total wertschätzend und tiefgründig sein können, was ein total schönes Add-on ehrlicherweise war.
Und ansonsten bist du auch damit beschäftigt, da ist natürlich auch nicht nur schönes Wetter, es passieren da auch Sachen auf dem Boot, die auch Grenzerfahrungen sind, womit du dann auch in der Gruppe umgehen musst. Aber ich glaube auch dieser Gruppe ist das übergeordnete Ziel, zusammen zu überleben. Und dann rauft man sich einfach auch zusammen, man passt nochmal extrem auf, auf den anderen.
Und das ist auch das, was der Skipper uns ganz viel mitgegeben hat. Da muss ich auch wirklich sagen, der war super erfahren, der hat einem ein total schönes Vertrauensverhältnis gegeben in Bezug auf Sicherheit und auch keine Panik und sehr, sehr schön ruhig gewesen, aber schon auch immer mit der Realität konfrontiert. Leute, fallt nicht ins Wasser, sonst seid ihr in fünf Minuten weg.
Ja, der Katamaran fährt einfach 24 Stunden, der fährt einfach immer weiter. Und dann, wenn du ins Wasser fällst, null Chance. Ja.
Was war so eine Grenzerfahrung? Kannst du da eine teilen? Also ich glaube, die krasseste Grenzerfahrung für uns alle, auch für den Skipper, war, dass wir sehr, sehr weit draußen schon auf ein kleines Boot mit Flüchtlingen gestoßen sind. Also auch so weit abgetrieben von dem Strom, also die hatten den Motor nicht mehr an, die hatten keine Segel, die hatten einfach gar nichts. Und für uns, das war total abgefahren.
Also dieses kleine Boot da zu sehen, mitten auf dem Ozean, ohne Sonnensegel, ohne irgendwas, mit, ich glaube, am Ende waren es 14 oder 15 Leute, die da drauf waren, wo dann auch der Skipper das erste Mal auch von der Transatlantik Mayday rufen musste. Und wir dann auch alle in der Gruppe funktionieren mussten. Dann nochmal Wasser rübergeschmissen, dann die Seenotrettung geholt, dann noch ein Containerschiff, was dann noch so den Wellengang abhalten musste.
Also all das in dieser Situation, wo dann ausharren, bis diese Seenot, also es dauert ja Stunden, bis der erste Helikopter kommt. Ja, ja, jeder jemand mal auf dem Ort ist. Das ist nervenzehrend.
Und dann auch die Leute da zu sehen, auf der anderen Seite, die einfach, da sitzt keiner mehr im Boot, die Boote liegen nur noch. Du darfst ja auch nicht rüber und denen helfen. Das konnte unser Boot auch nicht kapazitär.
Also wir hätten auch diese Menschen nicht aufnehmen können. Und dann auch so da zu sitzen und so hilflos zu sein in so einer Situation und dann auch diese Angst der Menschen zu verstehen, die einfach in dieses Boot sich reingesetzt haben, ohne Transatlantik machen, ohne Segel, ohne, also so viele Reserven an Sprit kannst du gar nicht mitnehmen. Das war schon auch, das hat uns alle, nochmal drei Tage, glaube ich, viele Gespräche, viel Kopfkino, auch ein total schönes Ende, ehrlicherweise.
Die Seenotrettung hat uns eine E-Mail geschrieben, das war kurz vor Silvester, hat sie E-Mail geschrieben, hey, vielen Dank für euren Support, weil die haben ja auch keinen Tracker am Schiff, die hat ja auch nie einer gefunden. Also wir sind dann da geblieben, damit die Seenotrettung auch überhaupt weiß, wo die hin müssen. Und das war für uns alle, auch für den Skipper, das hat man total gemerkt, der ist super cool geblieben, hat uns alle beruhigt, hat uns alle die Aufgaben gegeben, das total gut eingeteilt, aber war ein unglaublicher Moment.
Ja, vor allem, weil du an sich, was du ja schon sagtest, mit eurem Boot hättest du nichts machen können. Da hättest du sie einfach treiben lassen müssen, sondern das, was jetzt in euren Möglichkeiten war und dann zum Glück ja, dass da die Seenotrettung auch dann zur Hilfe kommen konnte oder ihr ja dann dementsprechend den Tracker hattet beziehungsweise auch die Koordinaten durchgeben konntet. Aber jetzt hast du auch von Aufgaben gesprochen, dass ihr da sofort vom Skipper Aufgaben bekommen habt.
Habt ihr die während der ganzen Fahrt gehabt, dass jeder irgendwo seine Aufgabe hat oder wurden die von Tag zu Tag unterschiedlich verteilt oder wie sah das aus? Ich meine, so ein bisschen ist es ja nicht nur, ihr habt einen Skipper wahrscheinlich und der fährt euch mal rüber über den Atlantik und ihr macht euch dann Larry sozusagen, sondern dafür hättet ihr jetzt wahrscheinlich auch nicht die Ausbildung dann machen müssen oder den Schein machen müssen, sondern ihr werdet ja wahrscheinlich auch mit Aufgaben vertraut worden sein oder wie lief das ab? Also das, finde ich, hat unser Skipper auch total schön gelöst. Natürlich hast du Aufgaben, wie es muss gekocht werden oder es muss sauber gemacht werden. Das sind so diese grundlegenden Aufgaben und dann hast du auch diese Watches.
Also dadurch, dass wir sechs Leute waren, mussten wir alle sechs Stunden oben ans Lenkrad und dann auch wirklich den Kurs halten, gucken, was passiert und auch darauf achten, dass du zu zweit vorne sitzt, dass du auch immer Ausschau hältst, weil es gibt auch einfach ganz viele Sachen im Ozean, habe ich mir vorher auch nie Gedanken darüber gemacht, Schiffscontainer, die rumtreiben, wo du einfach dagegen fährst und das ist einfach super gefährlich oder auch andere Boote, wie das Flüchtlingsboot. Das war nicht auf unserem Tracker und das taucht dann einfach auf und dafür bist du dann oben auf der Watch und auch den Kurs nochmal zu halten, nochmal zu korrigieren und da sind wir vom Skipper immer wirklich super eingespannt worden oder auch Fische fangen. Also der hat uns auch ganz viel Freiheiten gelassen, so auch wie man selber Interesse hatte oder wie man selber auch sich einbringen wollte und klar, in so einer Situation hat jeder seine Rolle zugewiesen bekommen.
Da muss einer Ausguck halten, weil muss man sich auch vorstellen, so ein Schiff, so ein kleines Schiff geht ganz schnell aus dem Radar. Das heißt, einer muss da stehen und die ganze Zeit nur mit dem Finger darauf zeigen, wo das Boot ist und hält dieses Boot nur im A. Du bist nur für diesen Ausguck von diesem Boot zuständig, damit du das nicht aus den Augen verlierst, weil du einfach so viel Speed hast und dann eine Wende machen musst oder dann sich Gedanken zu machen, wie schaffen wir das Wasser darüber, weil wenn wir zu nah ranfahren, kentert das Boot vielleicht oder dieser Container mit Wasser reißt das Boot um. Also es sind so ganz viele Sachen, wo man sich so im Alltag überhaupt keine Gedanken macht oder dass man denen auch kein Essen geben kann, weil die so dehydriert sind, dass sie überhaupt kein Essen vertragen würden.
Habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht. Hätte ich überhaupt keine Ahnung gehabt. Hätte ich in meiner Naivität glaube ich ganz anders gehandelt.
Und da war es gut, jemanden zu haben, der einem Anweisungen gibt. Du befolgst die Anweisungen und dann arbeitest du in diesem Team wirklich unglaublich stark zusammen. Und das bringt ja natürlich auch einen Zusammenhalt auf diesem Boot.
Wie lange hat sich der Skipper getraut, schlafen zu legen und euch das Boot mal alleine zu überlassen? Ja, wir hatten noch einen Großskipper dabei, also die haben sich immer sehr gut abgewechselt. Das war auch, glaube ich, gut für ihn, weil ich glaube, schlafen, so Tiefschlaf, weiß ich nicht, ob er da überhaupt irgendwann mal reingefallen ist. Also es gab schon auch oft so Momente, wo der auch so nichts hinter einem stand auf einer Watch und dann schon da war, weil er natürlich, er kennt den Wellengang, er weiß der Wind, wie die Maschinen sind und er dann schon sagt, okay, ich glaube, der Wind zieht jetzt nochmal stärker auf oder wir müssen jetzt das Segel nochmal wenden oder was auch immer.
Und nachts macht der es natürlich nur das Skipper. Also es macht dann die Crew nicht, sondern macht es mit einer Wende, macht der Skipper. Das ist viel zu gefährlich.
Gab es Streitigkeiten auch mal an Bord und wie habt ihr das dann gelöst? Oder war die ganze Zeit Harmonie pur? Also ich kann nicht in die anderen reingucken, aber so glaube ich, es war unterschwellig ein sehr, sehr guter offener Austausch und unterschwellig haben wir uns, glaube ich, alle das Ziel gesetzt, keine Konflikte nach oben zu tragen. Also es gab jetzt nicht, dass man sich mal richtig gestritten hat oder so. Man war schon auch mit einigen Sachen nicht zufrieden.
Ja, es gab dann mal die Essensauswahl, die nicht cool war oder der eine hat eine Avocado mehr gegessen als der andere. Gibt es gar nicht. Es gab dann mal kurz einen bösen Blick oder so, aber es war eher so, dass man sich versucht hat zusammenzureißen und ganz ehrlich, was ist eine Avocado am Ende, was ist eine Orange? Also da muss man sich dann auch schon mal die Frage stellen, macht man jetzt hier den Streit auf oder lässt man einfach die Orange Orange sein? Meine Güte.
Also das war schon, wo wir uns, glaube ich, alle sehr krass am Riemen gerissen haben und dann ist es dann auch nicht eskaliert. Also es gab keinen großen Streit. Alle sehr tolle Sachen auf dem Boot.
Schon etwas, was man sich an sich ja für den Alltag auch wieder so ein bisschen mitnehmen kann, auch was da an Bord, also wo man ja in einer anderen Situation ist und da mal zu reflektieren, worüber man sich jetzt im Alltag eben, meinetwegen über eine Avocado oder über eine Orange aufregt und sich die ganze Zeit Kopfzerbrechen macht über eine Avocado oder über eine Orange, also wo es wirklich so Kleinigkeiten sind und das jetzt nicht nur eben auf diesem Schiff, sondern eben auch im Alltag, wo man einfach mal überlegen kann, ja, was du sagst, lass die Orange Orange sein oder lass die Avocado Avocado sein und es lohnt sich halt überhaupt nicht, deshalb eben einen Konflikt anzufangen. Ja, weil letztendlich hat man dadurch jetzt auch nicht weniger, es sei denn, ihr habt da auf dem Boot am Hungertuch genagt und dann auch einmal betrunken. Ich glaube, der Faktor ist, dass du ja nur limitiertes frisches Essen mitnehmen kannst.
Das hält ja auch nicht lange, weil es einfach auch super warm ist und dann sind diese frischen Sachen müssen natürlich am Anfang auch verbraucht werden und dann geht es irgendwann nur noch in diese Dosen und in das Fertigessen und das ist dann, klar, dann ist es für den einen eine Orange und für den anderen ist es gut auf diesem Boot. Aber auch nochmal, ich glaube nochmal, was da nochmal mit reingespielt hat und was man auch auf jeden Fall beachten muss, ist, du hast deinen ganz normalen Schlafrhythmus auch nicht. Also du bleibst ja auch in einer Zeitzone.
Das heißt, wenn du morgens um 6 Uhr eine Shift gehabt hast, dann ist die irgendwann abends um 6. Also permanent schläfst du nicht in deinem Rhythmus, sondern du wirst da rausgerissen, hast nicht das Essen, das du zu Hause hast, hast die Kabine, die du wahrscheinlich auch noch teilen musst mit jemandem, hast nirgendwo einen private Space, wo du dich mal zurückziehen kannst. Das macht dann schon auch viel mit den Leuten. Ja, da ist der Cortisol-Spiegel permanent oben.
Wenig Schlaf, da ist die Laune dann schon mal schneller im Keller gestimmt, weil so die Toleranzgrenze sinkt wahrscheinlich über die Fahrt. Und dann ist auch noch die Orange weg. Okay, also Potenzial hätte es schon.
Genau, und dann sind es die kleinen Sachen, die dann so zum absoluten Streit führen. Zu Hause kennt man das ja auch mit Zahnpasta. Wie viele Leute hört man, die sich über so Kleinigkeiten streiten? Da denkt man sich auch so, Zahnpasta-Tube.
Ja, es ist dann eben gerade der Auslöser, aber es rührt woanders her, wie eben z.B. permanent zu wenig Schlaf und Gereiztheit. Aber kommen wir doch mal, jetzt haben wir schon sehr viel über die Herausforderungen gehört. Es sei denn, du hast da noch eine, wo du sagst, hey, die war jetzt noch da, die möchte ich auf jeden Fall noch teilen.
Ansonsten würde mich natürlich auch mal interessieren, was waren so die schönsten Momente auf dieser Reise, was du da so mitgenommen hast? Also nichtsdestotrotz waren wirklich auch ganz viele schöne Momente diese Gespräche mit den anderen Kollegen. Und das ist einfach auch wirklich ein absoluter Mehrwert. Und was natürlich naturmäßig einfach auch ganz viele Spektakel sind, die du da mitnehmen kannst.
Also wir hatten auch den perfekten Trip. Also da hat unser Skipper auch gesagt, das ist selten, dass man so viele High Moments hat auf so einer Reise. Wir sind wirklich gestartet, wir hatten fluoreszierendes Plankton im Meer.
Also wirklich, das sah aus, es hat einfach geleuchtet. Im ganzen Meer, jede Welle hat nochmal so ein Leuchten hochgebracht. Natürlich haben wir ganz viele Delfine, haben uns begleitet.
Finnwale sind über Tage mit uns mitgefahren. Das war unglaublich. Also die sind wirklich die Wellen gesurft.
Die sind ja so groß wie der Katamaran und größer. Also da kriegt man mal ganz kurz auch, die spielen dann auch so ein bisschen mit dem Katamaran. Aber das ist natürlich, das kann man sich nicht vorstellen.
Die gleiten da drüber wie ein Surfbrett. Und klar, die Sternenhimmel, das ist auch was Außergewöhnliches, das sieht man auch hier ja gar nicht mehr, weil wir einfach viel zu viel Licht haben aus den Städten. Und da liegst du einfach auf dem Katamaran und wir hatten auch so eine Sternbild-App, wo wir dann halt die ganze Zeit diese Sachen gesucht haben, Krasse Paja und was auch immer.
Das ist natürlich wunderschön gewesen. Und klar, irgendwann freust du dich auch einfach, in der Karibik anzukommen. Da denkst du dir auch irgendwann, boah ja, es war jetzt hier super nice und total toll.
Aber irgendwann denkst du dir auch, ich freu mich, dass jetzt ein Vogel kommt, weil du so lange keinen Vögel gesehen hast. Und freu mich, das kannst du gar nicht greifen, wenn du in den Hafen einfährst. Das ist einfach so unbeschreiblich.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Auch gerade eben diese Natur so zu erleben und ohne irgendeine Fälschung, sondern genauso, wie sie ist. Aber auch mit ihren Kräften und Gewalten und diese Dimensionen auch mal zu erleben und gerade auf so einem offenen Meer wie Kleimand dann selber doch in irgendeiner Farbe.
Weil das ist wirklich so eine Nussschale. Da kommt eine Welle und du denkst dir, ich will nicht zurückgucken, weil die so hoch ist, dass du einfach denkst, das wird dieser Katamaran nicht packen. Aber klar packt er das.
Und du denkst dir, das ist wirklich wie so ein Gefühl von einer Achterbahn, wenn du da runtersaust. Oder auch in den Sturm zu kommen. Da hast du gar keine Chance.
Da lässt du das einfach geschehen und hoffst, dass das alles so gut geht. Und als ihr in der Karibik angekommen seid, ging es dann direkt mit dem Flieger zurück? Oder habt ihr dann vor Ort noch mal ein paar Tage gehabt, um das auch noch mal zu genießen? Ich meine, das ist natürlich schon eine andere Atmosphäre dort, als jetzt hier wieder in den Flieger zu steigen, zurück und wieder hier anzukommen. Wie war das? Wir sind tatsächlich noch ein paar Tage da geblieben.
Wir haben ein bisschen Inselhopping gemacht, alle zusammen. Auch noch mal so ein British Virgin Island rum. Auch superschöne Inseln.
Und noch mal schnorcheln. Also all das, was wir eigentlich an Deck nicht machen konnten, haben wir da an den Islands gemacht. Und das war auch einfach superschön.
Wirklich auch einfach nur mal rumliegen im Wasser, die ganze Zeit schwimmen, die ganze Zeit mit diesen Schildkröten. Das war auch superschön. Stark, stark.
Was nimmst du denn für dich persönlich aus dieser Reise mit? Aus diesem Abenteuer? Ich glaube, dass jedes Abenteuer oder jede Challenge immer so zwei Seiten hat. Das eine ist, die mentale Stärke noch mal zu pushen, woran man wachsen kann, wenn man bereit ist, zu reflektieren und zu wachsen. Dann kann einem das unglaublich viel geben.
Und was ich auch ehrlicherweise unterschätzt habe, ist, wie anstrengend das für den Körper ist. Man denkt ja, man ist auf einem Boot und man bewegt sich nicht, aber man gleicht die ganze Zeit aus. Der Adrenalin kickt die ganze Zeit rein.
Ich war nach diesen vier Wochen, glaube ich, fertiger als nach jeder anderen Challenge, die ich bisher gemacht habe. Und dann gehst du da noch mal raus und denkst dir, wow, ich habe auch noch mal viel über mich gelernt und auch noch mal viel über Toleranz und wie ich dann mit meiner Komfortzone, wo die grenzt eigentlich auch, da kommt man nach Hause und denkt sich, wow, ich habe ein Riesenbett, ich habe fließend Wasser, es ist warm, alles ist da und es gibt gar nichts, worüber man sich beschweren sollte. Aber dann muss man so eine Erfahrung noch mal machen, interessanterweise.
Ja, stellt sich das schnell wieder ein oder wird dir das jetzt immer wieder bewusst in Situationen, wenn du sagst, es gibt eigentlich gar nichts, worüber ich mich beschweren sollte? Man verfällt ja doch auch in der gewohnten Umgebung dann leicht schon mal wieder in gewohnte Muster. Oder ist es jetzt auch so, dass du aus dieser Erfahrung das mitnimmst und sagst, hey, noch mal so rückblickend, okay, das habe ich da erlebt und jetzt sehe ich es nicht so eng oder was auch immer? Ich glaube, ich weiß für mich einfach auch, weil ich sehr, sehr viel gereist bin auf dem Backpack, dass ich gar nicht so viel brauche. Auch bei den anderen Challenges, du brauchst ja eigentlich nicht viel, du packst deinen Rucksack.
Ich war auch verwundert, mit was die anderen da angekommen sind. Okay, alles klar, das ist das kleinste, kleinste Gebäckstück. Die haben dann Essen mitgebracht.
Essen und Gummistiefel und ich weiß nicht was alles, also Riesengeräte. Gummistiefel, wenn es mal nass wird. Gummistiefel, wenn es mal nass wird, dann werden meine Schuhe auch wieder trocken.
Ich brauche auch eigentlich gar nicht viel, deshalb habe ich auch zu Hause jetzt nicht so, dass ich sage, bei mir ist alles vollgestellt und ich lebe so im absoluten Überfluss. Das habe ich nicht und das, glaube ich, ist auch elementar, glaube ich. Brauche ich nicht.
Wie war es das erste Mal, weil du eben noch so sagtest, wie so im Bett schlafen und ich kenne das nur hier vom Kajakfahren, wenn ich da den ganzen Tag auf dem Fluss war und jetzt warst du tagelang, wochenlang auf dem Meer. Das erste Mal im Bett schlafen, war das auch so ein schönes Geschunkel? Vom Körpergefühl her, oder? Ja, total witzig. Auch auf dem Katamaran hatte ich vorne die Kuh, die immer so gegen die Wellen titscht.
Und ich hatte dann auch teilweise nachts, wo du halt echt abhebst und dann mal ganz kurz mit dem Kopf oben an die Decke knallst. Also da passieren dir dann auch schon auch witzige Dinge und das hast du dann zu Hause nicht. Da brauchst du auch erst mal wieder Zeit, um dich da zu gewöhnen, dass das nicht mehr so ist.
So wie man es, glaube ich, verflucht auf dem Boot, vermisst man es dann wieder, wenn man runter ist. So dieses typische Phänomen. Du wirst nicht mehr in den Schlaf geschunkelt.
Ich weiß nur immer, wie mein Körper das noch so simuliert hat, dass da jetzt gerade noch Wellengang ist im Bett. Es war immer sehr abenteuerlich. Ja, super, Judith.
Ich glaube, da hat jetzt jeder mal so einen echten schönen Eindruck gewonnen, was das für ein Abenteuer war, was du da erlebt hast. Welche Herausforderungen einem da begegnen. Auch so das Ungewisse.
Aber dass es am Ende doch echt so ein Abenteuer auch immer Spaß macht, trotz eben dieser ganzen Ungewissheiten, trotz der ganzen Ängste, die man vielleicht im Vorhinein hat. Und letztendlich erfahren tut man es ja eh wieder nur, wenn man dieses Abenteuer auch bestreitet oder wenn man auch dann losgeht. Und das ist ja auch mit Veränderungen, die ich auch hier in dem Podcast immer anspreche, wenn man da eine Veränderung angehen möchte.
Natürlich ist das immer mit Ungewissheit verbunden und es ist ein Schritt raus aus der Komfortzone. Und so fand ich es total schön, dass du jetzt gerade mal auch die Zeit hattest, da von diesem Abenteuer zu berichten. Von diesem Sprung aus der Komfortzone raus und was da so einem begegnet, was Unerwartetes da ist, aber auch was einen dann antreibt.
Und ich glaube, das ist auch gerade am Anfang bei dir sehr schön rausgekommen, dass diese Motivation dahin stark genug sein muss, um sowas auch zu machen. Und dass eben dieses Warum stark genug sein muss und dass das dann eben auch eine gelungene Sache wird, wenn man sich dann darauf einlässt. Vielen, vielen Dank dafür.
Vielen Dank dir. Ja, und wenn du zu Hause noch mehr von so spannenden Geschichten hören möchtest oder eben auch Tipps, Anregungen und Übungen, die du sofort in deinen Alltag umsetzen kannst, dann heißt es, abonniere diesen Podcast. Und wenn dir diese Folge gefallen hat, vielleicht sogar besonders gut gefallen hat, dann leite sie auch gerne deinen Freunden und Freundinnen weiter.
Und dann würde ich sagen, hören wir uns nächste Woche wieder, am Mittwoch im Kehrwasser. Dein Timo.
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